Mnemosina e.V. wurde 2010 in Köln gegründet und ist als gemeinnützig anerkannt. Dem Verein gehören Slawisten, Germanisten, literarische Übersetzer, Autoren, Künstler sowie kulturschaffende und kulturell interessierte Menschen an.
Wir arbeiten hauptsächlich auf dem Gebiet der Kultur-, Literatur- und Kunstvermittlung. Der Verein, der sich nach der griechischen Göttin der Erinnerung »Mnemosyne« (russisch: »Mnemosina«) benannt hat, betrachtet es als seine Aufgabe, vergessene Autoren und Werke erneut in ihrem künstlerischen Reichtum und Rang zu vergegenwärtigen und verschütteten Kulturen nachzuspüren. Den inhaltlichen Schwerpunkt der literarischen Übersetzungsarbeiten, Seminare, Vorlesungen und Publikationen des Vereins bildet das deutsche, slawische und jüdische Kulturgut, das wir gleichermaßen als feste und sich gegenseitig befruchtende Bestandteile einer europäischen Gesamtkultur verstehen.
Wir wissen, daß heute vielfach ökonomische Zwänge darüber bestimmen, welche Autoren oder Werke publiziert oder übersetzt werden und damit präsent sind. Das Bild von Rußland oder der Ukraine wird darüber hinaus in der Öffentlichkeit eher von politischen Schlagzeilen geprägt, als durch das Wissen von der großartigen Vielfalt der slawischen Kulturen.
Entgegen diesem allgemeinen Trend ist es unser Ziel, sowohl Interesse und Freude an Literatur oder Kunst auch außerhalb des akademischen Lebens oder des „Mainstream“ des Buchmarktes zu wecken, als auch sorgfältige philo-logische Übersetzungen anzufertigen. Das gilt vor allem für die Lyrik, die bei uns einen besonderen Stellenwert genießt.
Wir möchten unsere jeweiligen philologischen, interkulturellen und anderen Kompetenzen auch dazu nutzen, an der Schnittstelle zwischen Geisteswissenschaft und Gesellschaft zu arbeiten und über die Grenzen, die durch Herkunft, Sprache, Religion usw. entstehen, Brücken zu bauen. Angesichts der rund 3,5 Millionen aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden Mitbürger in Deutschland ist es daher eines unserer Ziele, auch diese Menschen mit unseren Angeboten zu erreichen.
Zu den ersten Projekten des Vereins gehörte 2011 ein ebenso ungewöhnliches wie (leider) aktuelles Erinnerungsprojekt, das dem 25. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gewidmet war. In Kooperation mit dem Studio Dumont zeigte Mnemosina zwischen dem 24. und 28. April 2011 die Wanderausstellung „25 Jahre nach Tschernobyl: Menschen – Orte – Solidarität“ des IBB Dortmund. Begleitet wurde die Ausstellung von Gesprächen mit Zeitzeuginnen aus der Ukraine und Belarus.
Eingedenk der grenzüberschreitenden Dimension der Katastrophe von Tschernobyl für ganz Europa, insbesondere jedoch für Belarus, die Ukraine und Westrußland, sieht sich Mnemosina aufgrund seines slawistischen Schwerpunktes verpflichtet, an Tschernobyl und an die bis heute nicht absehbaren Folgen für die Umwelt, an die Menschen in den betroffenen Gebieten, an ihre Lebenszusammenhänge und ihre Kultur zu erinnern.
Seit 2014 werden monatlich Vorträge zu historischen, literarischen, kunst- und religionswissenschaftlichen Themen in russischer und/oder deutscher Sprache gehalten, die in Kooperation mit verschiedenen Vereinen und Bildungsträgern – Milch & Honig e.V. Jüdischer Kulturverein Köln, Melanchthon-Akademie, Kulturzentrum „Unser Heim“ der SGK Köln und der AURA/09 Schriftstellervereinigung – dem interessierten Publikum angeboten werden.
Über die reine Wissensvermittlung hinaus wird hier ein Diskussionsforum eröffnet, das zur lebendigen und anschaulichen Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe der slawischen Länder und ihrer Entwicklung in der Gegenwart einlädt. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Spurensuche jüdischer Geschichte anhand von Zeugnissen mit Bezug zur Stadt Köln dar, die im Kontext der Weltkultur beleuchtet wird.
2017 konnten wir mit der großzügigen Unterstützung des Landesmusikrates NRW einen jüdisch-orientalischen Musikworkshop „Erinnere dich mit einem Lied“ an der VHS Köln durchführen. Die in Köln (und NRW) lebenden Musiker der Klezmerband Kol Colé trafen und arbeiteten hier mit dem irakischstämmigen Komponisten und Musiker Saad Thamir (Köln) und dem syrischstämmigen Hesen Kanjo (Neuss) sowie 30 begeisterten Profi- und Laienmusikern zusammen.
Mnemosina e.V.
Verein für europäische Erinnerungskultur
Mnemosina e.V. - Verein für europäische Erinnerungskultur | Kaiserswerther Str. 4 | 50739 Köln